Am Ostermontag, den 21. April 2003 war es so weit. Um 3:30
Uhr morgens mussten wir aufstehen, der Wecker läutete wie geplant. Fünf Stunden
zuvor musste ich noch mit der Musikkapelle ein Konzert spielen, ich hatte also wenig
Schlaf und wachte dann wie gerädert auf. Noch schnell etwas frühstücken,
waschen und anziehen. Gepackt hatten wir schon am Vortag. Dann um ca. 4:30 Uhr
luden wir unsere Koffer ins Auto ein und fuhren nach Oberaudorf, wo der Sitz
des Busunternehmens Astl lag und dort die Busfahrt begann. Geplante Abfahrt
laut Reiseinformation war 5:10 Uhr.
Um genau 5:00 Uhr kamen wir am Abfahrtsort an, jedoch noch
kein Bus und keine anderen Mitfahrer waren noch nicht da. Zuvor kam uns aber
ein Astl-Bus direkt in Oberaudorf entgegen. 5:10 Uhr, noch niemand außer uns
war da. Nun machten wir uns schon langsam Sorgen. Vielleicht wurden wir auf der
Passagier-Liste vergessen und der Bus, dem wir vorher begegneten, war
vielleicht schon in Richtung Kroatien abgefahren. 5:20 Uhr, noch immer waren
wir allein und nirgends ein Bus zu sehen. Wir vier waren schon ganz nervös und
dachten schon, der Urlaub sei gestorben. Denn am Ostermontag und auch noch in
diesen frühen Morgenstunden konnten wir ja niemanden von der Firma Astl kontaktieren.
Dann, endlich um 5:25 Uhr, fuhr ein Bus vor. Der Busfahrer
stieg aus und rief: „Kroatien, Insel Lošinj, bitte einsteigen.“ Wir waren
heilfroh. Es stellte sich heraus, dass wir die einzigen waren, die an dieser
Haltestelle einstiegen und der Bus mit Verspätung ankam. Also luden wir unser
Gepäck ein und stiegen in den Doppeldecker-Bus ein. Wir saßen oben, zwischen
Vorne und Mitte des Busses. Dann fuhr der Bus los in Richtung Rosenheim, um die
restlichen Fahrgäste abzuholen. Zwischenstationen waren Brannenburg, Nußdorf,
Raubling, Rosenheim Bahnhof und zum Schluss die Astl-Filiale in Rosenheim. Dann
waren wir komplett, 28 Personen. Darum war im Doppeldecker-Bus sehr viel Platz
und wir konnten uns ausbreiten. Es fuhr deswegen ein Doppeldecker, weil wir bei
der Rückfahrt von Kroatien noch die Leute mitnehmen mussten, die sieben anstatt
von vier Tagen auf Lošinj verbrachten und dann mit uns zurückfuhren.
Der Bus fuhr von Rosenheim auf die Autobahn A8 Richtung
Salzburg und Andreas, unser Busfahrer für diese vier Tage, begrüßte uns alle
und teilte uns einige Informationen zur Fahrstrecke mit. Gegen 8:00 Uhr machten
wir dann in Österreich eine Frühstücks-Pause auf einem Parkplatz an der A10. Es
gab ein Hörnchen, Joghurt und zum Trinken eine Tasse Kaffee. Danach ging es
weiter durch den 6,5 Kilometer langen Tauerntunnel bis nach Villach und wir
überschritten die Grenze zu Italien. Nun auf der Autobahn A23 (E7) nähe Udine
machten wir auf einer Autobahnraststätte die Mittagspause. Die Raststätte war
eigentlich nur eine Tankstelle mit Toilette und einem kleinen Laden. Dort waren
sehr viele Menschen und das Essen war nicht besonders gut. Nach einer Stunde
Aufenthalt stiegen wir wieder in den Bus ein, der die Autobahn weiter nach
Triest fuhr. Die Autobahn geht leider an Triest vorbei, wir hatten aber einen
schönen Ausblick von oben aus auf die Provinz-Hauptstadt. Es dauerte nicht
lange und dann waren wir an der Grenze zu Slowenien. Hier wurden die Reisepässe
von jedem Passagier sehr streng kontrolliert. Wir ließen Slowenien nach
ungefähr einer halben Stunde Fahrt hinter uns liegen und erreichten die
Grenzstelle nach Kroatien, die wir ohne Kontrolle passieren durften.
In Landessprache heißt das Land Hrvatska, darum das Kürzel
HR auf den Nummernschildern der Autos. Von da aus ging es durch kleine
Ortschaften und größere Orte wie Opatija und Brestova bis an die Küste. Die
gesamte Fahrstrecke durch Kroatien sahen wir Felder, die durch Steinmauern
getrennt sind. Einige der Felder enthielten kleine Schafherden. Die steinernen
Mauern halten sie davon ab, verloren zu gehen. Einige der Schafherden wurden
sogar rot oder blau markiert, damit der Eigentümer seine eigene Herde von einer
anderen unterscheiden kann. Viele der Häuser im Landesinneren sind schon sehr
alt und sehen demnach entsprechend aus. Jedoch an der Küste Kroatiens findet
man auch Gebiete mit neuen und schön hergerichteten Häusern und sogar Villen.
Nähe Brestova befindet sich die Anlegestelle für die Fähre,
die uns in circa einer halben Stunde die Adria hinüber auf die kroatische Insel
Cres brachte. Laut Straßenschild waren es dann noch 83 Kilometer bis zu unserem
Zielpunkt, dem Ort Veli LošInj. Um mit dem Bus auf die Insel Lošinj zu kommen,
muss man erst die Insel Cres hinter sich bringen und dann über eine Brücke auf
die andere Insel hinüberwechseln. Auf Cres fuhren wir teils im Inneren und
teils an der Küste entlang. Vorbei kamen wir an den Hauptort Cres, der einen
großen Hafen besitzt. Die Straßen auf den beiden Inseln sind nicht sehr breit
und es kam öfters dazu, dass wir auf den Kies ausweichen mussten.
Dann verließen wir Cres über eine Brücke, die sich öffnen
lässt, damit Schiffe hindurchgeschleust werden können. Nun sind wir auf der
kroatischen Insel Lošinj. Von diesem Punkt aus ging es weiter zum größten Ort
der Insel, genannt Mali Lošinj. Von dieser Stadt waren wir nur noch eine viertel
Stunde von unserem Hotel entfernt.
Das Hotel Punta liegt südöstlich auf der Insel. Inzwischen
war es 17:00 Uhr, wir waren also mehr als elf Stunden unterwegs. Wir luden
unsere Koffer aus unserem Bus aus und nahmen unsere Zimmerschlüssel an der
Rezeption entgegen. Wir erhielten die Zimmer 303 und 307.
Nun mussten wir erst mal den Weg zu unseren Zimmern finden
und das war gar nicht so leicht. Die Wegbeschreibung war nicht besonders gut ausgeschildert
und dazu ging es noch sehr oft rechts und links um die Ecke. Als wir endlich
unsere Zimmer nach ca. einer viertel Stunde gefunden hatten, inspizierten wir
sie zugleich und stellten fest, dass sich im Bad von Zimmer 303 Ameisen
befanden, Zimmer 307 war sauber. Trotzdem packten wir unsere Koffer aus. Die
Zimmer waren mit rotbraun angestrichenen Möbeln und blauem Teppichboden
eingerichtet, das Bad mit weißen Fliesen.
Mit dem Handy rief Mama zu Hause bei meinen Großeltern an
und berichtete, dass die Fahrt sehr schön war und das Hotel bis auf die Ameisen
in Ordnung ist. Zu diesem Zeitpunkt wussten wir aber noch nicht, dass sich noch
schlimmeres in unserem Zimmer aufhielt. Nur kurz nach dem Telefonat nach
Deutschland mussten wir ansehen, wie ein 5 cm langer Skorpion über den
Teppichboden zum Bett hinüber krabbelte. Wir waren uns im Klaren, dass ein
Skorpion giftig ist und zustechen kann. Wir mussten ihn aber fangen, bevor er
unter das Bett schlich, also bewaffnete sich Papa mit einem Schuh und haute drauf,
er lebte aber noch. Dann steckten wir ihn in eine Plastiktüte, um ihn den
Angestellten des Hotels zu zeigen. Die Dame an der Rezeption meinte jedoch nur,
dass Skorpione auf der Insel Lošinj nicht giftig seien.
Nach diesem Schrecken gingen wir erst einmal zum Abendessen,
das es ab 18:30 gibt. Das Buffet war reichlich angerichtet, jedoch waren die
warmen Speisen nur noch lauwarm und vom Geschmack her auch nicht besonders gut
bis auf ein paar Gerichte.
Aufgrund des Skorpions brauchten wir dann nach dem Essen
noch an der Hotelbar einen Schnaps. In Kroatien gibt es den so genannten
Šljivovica (wir würden Slivovitz sagen), einen Pflaumen-Schnaps.
Mit Hilfe des Busfahrers erreichten wir an der Rezeption,
dass wir vom Zimmer 303 auf 215 aufgrund der Ameisen und des Skorpions umziehen
durften. Dort war alles sauber und ameisenfrei. Nun hatten wir doch noch zwei
Zimmer, die passabel waren.
An diesem ersten Tag gingen wir nur noch in der Hotelanlage
spazieren und gingen dann ungefähr um 22:00 Uhr ins Bett. Von da an schauten
wir aber nur noch auf den blauen Teppichboden, um nicht auf einen weiteren
Skorpion zu treten.